Ein Projekt während des Lockdowns
Als am 16. März 2020 alle Schulen in der Schweiz den Unterricht nicht mehr wie gewohnt weiterführen konnten und von heute auf morgen auf Homeschooling umstellen mussten, standen diverse Herausforderungen an. Die Schule Hedingen reagierte schnell. Im Nu flossen die Infos und das Homeschooling begann…
Die familiären Situationen zuhause waren sehr unterschiedlich. So erlebten die einen den «Lockdown» als entschleunigend und andere wussten kaum wie sie den neuen Alltag bewältigen sollten. Eine grosse Diversität entstand. Für Familien mit Flucht- oder Migrationshintergrund bedeutete die Zeit viel Ungewissheit. Die gewohnte Tagesstruktur brach auseinander. Besonders wenn eine Familie Kinder und Jugendliche in unterschiedlichen Schulstufen hatte war die Organisation, Struktur, Planung und der Umgang mit der Technik eine grosse Herausforderung. Wer kann wann den Computer oder das Tablett benutzen? Gibt es überhaupt genügend Geräte im Haushalt und an wen wende ich mich, wenn ich technisch nicht mehr weiter weiss? Reichlich offene Fragen beschäftigten die Familien mit schulpflichtigen Kindern. Viele Familien waren verunsichert. Zudem reagierten die Kinder und Jugendlichen ganz unterschiedlich auf die neue Situation. Die Lehrpersonen nutzen die Technik oder organisierten mit gestaffelter Einteilung die Abholung der Schulunterlagen und standen den SchülerInnen telefonisch, per Mail oder über Microsoft Teams zur Seite. Dennoch fehlte der physische Kontakt zu den Lehrpersonen und der Klasse. Die gewohnte Tagesstruktur musste sich erst wieder zu einem neuen Rhythmus formen. Wenn nun das Sprachverständnis der Eltern oder der Kinder und Jugendlichen noch nicht ausreichte, um die Infos vollständig zu verstehen, blieben Verunsicherungen zurück. Eine dynamische Zeit stand bevor. Und wie kann sich eine Familie organisieren, wenn beide Elternteile arbeiten müssen und die Kinder nun plötzlich nicht mehr betreut werden können? Mit wem kann ich mich austauschen? Wo kann ich Unterstützung holen? Was sind die Aufträge der Schule? Was sollen die Kinder erledigen? Wie sollen sie die Eltern oder Geschwister begleiten? Fragen über Fragen.
Die Lernforscherin Elsbeth Stern von der ETH Zürich meinte rückwirkend gegenüber dem Tagesanzeiger: «Kinder aus sozial schwächeren Familien hatten es schwerer und haben nun grössere Lücken im Schulstoff» (Ausgabe 10.08.2020). Dem wollte der Verein Integration Hedingen und die Schule Hedingen möglichst früh entgegenwirken. So entstand während des «Lockdowns» das Homeschooling Gotti-/Göttiprojekt. Es wurden Freiwillige gesucht, welche Kinder und Jugendliche mit Flucht- oder Migrationshintergrund während der Homeschoolingzeit unterstützten. Erfreulicherweise konnten motivierte freiwillige HedingerInnen gefunden werden, welche die Kinder- und Jugendlichen in ihrem Schulalltag während des «Lockdowns» begleiteten. Dabei standen sie in einem engen Austausch mit den SchülerInnen, deren Eltern und den jeweiligen Lehrpersonen bzw. Heilpädagogen. Die Freiwilligen besuchten, telefonierten, skypten oder standen über Whatsapp in Kontakt mit ihren «Gotti-/Göttikindern».
Die vertiefte Zusammenarbeit zwischen der Schule Hedingen und dem Verein Integration Hedingen soll auch in Zukunft weiter ausgebaut werden, so können Projekte von Integration Hedingen direkt über die Schulsozialarbeit von Simon Benz niederschwellig vermittelt werden.
Einen besonderen Dank an die Freiwilligen Marina, Seble, Esthi, Christine, Peter und Naila wie auch Simon Benz, Schulsozialarbeiter der Schule Hedingen.
Für den Verein Integration Hedingen
Rebekka Haller